Stellungnahmen
Mädchen*arbeit während Corona
Mit unserer Stellungnahme weisen wir auf die Auswirkungen der Pandemie auf die Lebenslagen unserer Besucher*innen und unserer Arbeit hin.
Mädchen*arbeit während Corona: Die Pandemie hat uns im März 2020 alle mehr oder weniger aus dem Nichts heraus kalt erwischt. Mit unserer Stellungnahme weisen wir auf die schwierigen Lebenssituationen von Mädchen* und jungen Frauen* hin, die sich durch die pandemische Lage und auch das Leben im Lockdown ergaben. Unser Blick auf unsere Besucher*innen ist kein Defizitärer! Trotzdem war es in den zu diesem Zeitpunkt präsenten gesellschaftlichen Debatten besonders wichtig, gezielt darauf hinzuweisen, was die Beschränkungen wie Lockdown und Schulschließungen für unsere Zielgruppe bedeutet haben. Kinder und Jugendliche aber auch erwachsene Frauen* waren häuslicher Gewalt verstärkt ausgesetzt und auch eine soziale Isolation von bspw. Mädchen* die behindert werden, hatte weitreichende Folgen.
In unserer Stellungnahme haben wir die Positionen und Forderungen der Fachkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet aufgenommen, die wir zuvor aufgerufen haben uns mitzuteilen, wo die besonderen Herausforderungen ihrer Besucher*innen lagen.
Kinder- und Jugendstärkungsgesetz
Die BAG M* hat sich gemeinsam mit anderen dafür eingesetzt, dass die Mädchen*perspektive im Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) erhalten bleibt.
Kinder- und Jugendstärkungsgesetz: Im Mai 2021 stand eine Novellierung des Gesetzestextes aus dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) zur Debatte und sollte vom Bundesrat verabschiedet werden. Die Grundlage unserer Angebote und auch Begründung für viele unserer Förderanträge ist die explizite Nennung von der Notwendigkeit geschlechtsspezifischer Angebote für Mädchen*. Die Novellierung sah vor, die Worte „Mädchen“ und „Jungen“ aus dem Gesetzestext zu streichen und durch „junge Menschen“ zu ersetzen.
Dagegen haben wir uns mit einer Stellungnahme gemeinsam mit der BAG J* und weiteren Kinder- und Jugendverbänden positioniert. Denn wir leben nicht in einer Gesellschaft in der Geschlecht keine Rolle mehr spielt. Mit einer Gesetzesänderung, in der kein Geschlecht mehr explizit genannt wäre, wäre geschlechtsspezifischer Arbeit mit Mädchen*, Jungen* und queeren Angeboten die Argumentationsgrundlage entzogen worden.
Als Zusammenschluss konnten wir erreichen, dass das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) nach dritter Lesung im Bundestag am 7. Mai 2021 vom Bundesrat mit der differenzierten Benennung der vielfältigen Zielgruppen verabschiedet worden ist.
Dieses hat eine hohe Bedeutung für die Mädchen*- und Jungen*arbeit und für die Angebote für trans*idente, nicht-binäre und intergeschlechtliche junge Menschen. Denn nur wer benannt wird, kann auch gezielt Adressat*in von Kinder- und Jugendhilfeangeboten sein.
Das Sternchen
Warum und wie in der BAG M* genutzt wird, findest Du hier zusammengefasst.
Das Sternchen: Sprache formt unser Denken und Handeln und ist entscheidend für die Art und Weise des Miteinanders. Die Art wie wir sprechen hat große Auswirkungen auf unser Gegenüber. Es gibt viele Arten, die andere Person, andere Personen mit einzubeziehen oder auszuschließen. Auszuschließen aus unseren Geschichten, aus unseren Projekten, aus der Gesellschaft. Die Art und Weise über Geschlecht zu denken, zu sprechen und zu schreiben, ist einer stetigen Veränderung ausgesetzt. Geschlechtssensible / geschlechterreflektierende Sprache wird immer selbstverständlicher. Von einer binär erdachten Welt mit zwei Geschlechtern entfernen wir uns seit längerem und spätestens seitdem Nachrichtenportale in ihren Meldungen geschlechtsinklusiv sprechen, ist das Sternchen / der Gendergap / der Doppelpunkt viel alltäglicher. Mehr als nur die Gesellschaftsmitglieder, die sich mit geschlechtssensiblen pädagogischen Angeboten und Konzepten auseinandersetzen, können nun alle die Veränderung hin zu einer geschlechtsdiverseren Welt mit mehreren Sinnen wahrnehmen.
Und trotzdem ist das Sternchen nicht unser aller gender-utopia. Denn das Sternchen kann auch Ausschluss bedeuten. Für einige Personen der Transcommunity ist es schmerzhaft, wenn hinter jedem „Mädchen“, hinter jedem „Frau“ das Sternchen gesetzt wird. Denn was soll es aussagen? Das Sternchen markiert in diesem Fall „das Andere“ und grenzt damit aus, anstatt inklusiv zu sein.
Wir sind als Bundesarbeitsgemeinschaft ein lernender Verein, der sich immer wieder mit den aktuellen Diskursen aktiv auseinandersetzt. Die Debatte, das Sternchen in unseren Namen aufzunehmen, wurde auf vielen Mitgliedsversammlungen und Studientagen diskutiert. Nach langen Jahren des miteinander Streitens und Diskutierens wurde 2018 beschlossen, dass wir uns in BAG Mädchen*politik umbenennen. Wir sind glücklich darüber, dass wir das Sternchen im Namen tragen, als dass wir damit darauf aktiv hinweisen, dass wir uns als mädchen*politisch aktiver Verein für die Rechte unserer Besucher*innen einsetzen und für sie kämpfen, egal ob sie Mädchen sind, intergeschlechtlich, nonbinär oder oder oder. Wir stehen für vielfältige geschlechtliche Identitätsentwürfe ein und unsere Orte sind für all diese vielfältigen Identitäts- und Lebensentwürfe offen.
Wie nun umgehen mit dem Sternchen? In der BAG Mädchen*politik bilden wir die geschlechtliche Vielfalt in unserer Gesellschaft so ab, dass wir uns entschlossen haben das Sternchen im Namen beizubehalten und von Mädchen*politik und Mädchen*arbeit zu schreiben und zu sprechen. Damit wollen wir verdeutlichen, dass unsere Angebote und unsere Arbeit für die Zielgruppe intersektional gedacht und konzipiert ist. Das Sternchen steht somit für die Anerkennung der Komplexität der Zugehörigkeiten und Zuweisungen in dieser Gesellschaft. Zusätzlich verwenden wir das Sternchen, um bspw. von unseren „Besucher*innen“ zu sprechen und zu schreiben.